Von   23. April 2016

Eine Liebe geht unter die Haut

Als ich vor Jahren zum ersten Mal als Gast ins Kleinwalsertal kam, hatte ich keine Ahnung, was dieser Flecken Erde mit mir machen würde. Es war die sprichwörtliche Liebe auf den ersten Blick. Während manch einer sich jedes Jahr auf’s Neue den Kopf zerbricht, wo man den nächsten Urlaub verbringt, stellt sich diese Frage mir niemals. Einmal Kleinwalsertal – immer Kleinwalsertal. Inzwischen reichen ein oder zwei Aufenthalte im Jahr längst nicht mehr aus – wenn ich einmal länger als 8 Wochen nicht im Tal sein kann, dann beginnt die Sehnsucht körperlich weh zu tun.

Und wann immer es geht, zeige ich diese Liebe zu einem unverwechselbaren Tal mit seinen unverwechselbaren Menschen, von denen ich einige inzwischen auch zu meinen Freunden zählen darf.

Aber wie zeigt man die Leidenschaft für einen bestimmten Ort? Nun, zunächst durfte ich auf der Homepage des Kleinwalsertaler Tourismusbüros mit meinen Blogs über meine Erlebnisse berichten. So war es denn nur eine logische Konsequenz, dass auch mein Auto eine entsprechende Kleinwalsertal-Werbung trägt, und das nicht, um damit etwas zu verdienen, ganz und gar nicht – die Werbung fahre ich spazieren, weil ich mich voll und ganz damit identifiziere. Damit trage ich die Botschaft immer wieder auf’s Neue in die Welt hinaus – und wenn ich ins Tal unterwegs bin, weiß natürlich jeder, der hinter mir fährt, gleich, wo die Reise hin geht.

Wann immer ich ins Gespräch komme über die Berge, fange ich sofort mit Schwärmen an. Schließlich entstand 2014 mein Buch über das Kleinwalsertal und 2015 die eigene Homepage. Viel Zeit verbringe ich nun damit, die Homepage und die dazugehörige Facebook-Seite zu pflegen. Einiges an Geld wird investiert und Aufwand betrieben, um an Bücher und aktuelle Presseerzeugnisse zu gelangen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein.

Und schließlich, an einem schönen Winterabend in Riezlern mit Blick auf das geliebte Panorama, kam die Idee: Ein Tattoo muss her! Aber welches Motiv soll es sein? Nun, diese Entscheidung war relativ leicht. Es gibt viele schöne Wege, deren Steine ich inzwischen beim Vornamen kenne, aber es gibt die eine oder andere Lieblingstour. Und so war es ganz einfach: Die Silhouette meines Lieblingsberges wollte ich als Zeichen meiner Verbundenheit auf meine Haut.

Für den Tätowierer eine Herausforderung: Ein Foto und ein paar ziemlich präzise, nein – zugegebenermaßen ziemlich pingelige Ansagen – das ist alles, was er hat. Aber Markus ist ein Künstler. Er zaubert aus dem Wenigen, was er hat, ein Bild, welches mich überzeugt. Und so schnurren an einem Samstag im April schließlich die Nadeln und es entsteht ein kleines Kunstwerk.

Mir liegt bei jedem Aufenthalt im Tal das ganze wundervolle Panorama vor Augen, aber der erste Blick morgens und der letzte Blick am Abend geht immer zu dem einen Berg. Mal ziert er sich von Wolken verhüllt, mal erstrahlt er morgens im Glanz der aufgehenden Sonne und abends während der goldenen Stunde im letzten Licht. Ich liebe nicht nur diesen Blick, dort unterwegs zu sein, macht mir immer wieder Freude. Seine Majestät – den König des Kleinwalsertals – nun in voller Schönheit mit mir herumtragen zu dürfen, das macht mich stolz.

Eigentlich weiß ich, was nun auf mich zukommt. Aber da mein erstes – und bisher einziges – Tattoo schon gut 20 Jahre alt ist, bin ich doch etwas nervös, als wir anfangen. Zugegeben, es zwickt zwischendurch schon ab und an ein wenig und ins Schwitzen komme ich auch. Ich spüre ganz genau, wie der Gemstelpass und der Gipfel entstehen. Als es an das plastische Herausarbeiten geht, muss ich die Zähne zusammen beißen. Aber als wir nach etwas über einer Stunde fertig sind, bin ich voll und ganz überzeugt und glücklich: Der Widderstein – der König des Kleinwalsertales – für immer auf meiner Wade.

Und wenn ich einmal alt bin und nicht mehr in die Berge kann, wird mich dieses Tattoo daran erinnern, was ich dort für wundervolle Stunden erleben durfte.

Lieber Markus! Ich danke Dir für Deine Geduld beim Erstellen des Entwurfes und ich danke Dir für diese Leistung, es ist wirklich klasse geworden!

Nun trage ich meine Liebe zum schönsten Tal aller Täler, zur schönsten Sackgasse der Welt, auch bildlich immer wieder neu in die Welt hinaus und auf meiner Haut, eine Liebe, die unter selbige geht.

(Tattoo: Markus Benn, The Gentleman Fox Tattoo Schwäbisch Gmünd)

Und hier geht’s zur Galerie:

https://www.facebook.com/media/set/?set=a.1265548680140947.1073741867.1127035880658895&type=3