Von   4. Juni 2018

Das Waldhaus – die urige Einkehr an der Breitach

Man muss schon wissen, wo es ist, sonst findet man es nur eher zufällig – oder man lässt sich von zahlreichen Wegweisern verführen und überraschen. Folgt man dem Lauf der Breitach von Riezlern aus oder in umgekehrter Richtung aus Richtung Breitachklamm taleinwärts, führt kein Weg daran vorbei, denn es steht direkt am Fluss: Das urige Blockhaus, inzwischen 112 Jahre alt und nach alter Walser Tradition aus dicken Holzstämmen errichtet. Und so bekommt der Spruch, der den Wanderer am Haus begrüßt, eine ganz besondere Bedeutung: „Hier in Gottes Herrlichkeit genieße auch die Wartezeit. Sie dauert keine Ewigkeit.“ Man kann die Wartezeit wirklich genießen, weil es landschaftlich rundum so viel zu schauen gibt. Auch das Haus hat einiges zu bieten.

Bewirtschaftet wird das Waldhaus von Sandra Staara und Peter Schikora, die mich mehr als herzlich begrüßen, als ich an diesem Sonntagvormittag zugegebenermaßen unangemeldet dort hereinschneie und das schon lange versprochene Gespräch mit den beiden über ihr Kleinod führen will.

Ich habe Glück – sie haben Zeit für mich – und Sandra setzt sich zu mir.

Warum gerade das Waldhaus, was ist das Besondere daran? – so lautet meine erste Frage. Ich sehe in Sandras leuchtende Augen, als sie zu erzählen beginnt. Das Haus ist jetzt 112 Jahre alt und seit Mitte der 50er Jahre im Familienbesitz.

Zunächst von den Großeltern und dann von den Eltern geführt, machte auch sie bereits jung erste Erfahrungen in der Gastronomie. Als die Familie auf tragische Weise den Mann und Vater verlor, hat sie schon bald mit angepackt und wurde so damit groß. Sandra wirkt stolz, wenn sie von ihrem Waldhaus berichtet, sie kennt jeden Stein, jeden Balken und auch jeden Riss im Mauerwerk des alten Hauses beim Vornamen. Und seit über 20 Jahren hat sie es jetzt in der Hand, dieses alte Haus, das lebt und atmet und seine eigene Geschichte erzählt, wie es eben nur ein über 100 Jahre altes Haus kann.

Liebevoll hat sie es dekoriert, von überall schauen den Besucher die großen runden, treuen und ehrlichen Kulleraugen von Eulen an, ein Faible der Besitzerin, womit sie dem Waldhaus ihren persönlichen Stempel gibt.

Vor dem Haus fallen die Kräuterwiesen ins Auge – und damit bin ich auch bei der Küche des Waldhauses, dem Revier von Peter Schikora. Die Bezeichnung „Chef“ hört er gar nicht gern, er selbst bezeichnet sich als „Hausmeister mit Kocherfahrung“. Und diese Kocherfahrung hat er wirklich, hat er das Handwerk doch von der Pike auf gelernt. Ich konnte mich bei meinem Besuch selbst davon überzeugen, dass der Mittfünfziger sein Handwerk versteht. Ich darf einen Wildkräutersalat mit Ziegenkäse probieren. Die Wildkräuter hat Sandra frisch von ihrem Kräuterbeet geholt und der Ziegenkäse stammt von einem Bauern aus Riezlern, wie so vieles, was in der Küche des Waldhauses verarbeitet wird. Alles, was die Küche verlässt, ist „handmade“ und zu 100 % selbstgemacht und schmeckt natürlich auch so: einfach lecker. Dabei ist für jeden Geschmack etwas dabei: liebevoll angerichtete Salate, herzhafte Suppen, vom kleinen Snack bis zum herzhaften Mittagsgericht – und schließlich dürfen auch die von Sandra täglich frisch gebackenen Kuchen nicht vergessen werden. Wen der Durst quält, kann den mit selbstgemachten Limonaden, einem guten Bier oder auch einem österreichischen Wein stillen.

Dem aufmerksamen Besucher fällt die etwas eigenwillige Beflaggung vor dem Haus auf: Neben der österreichischen Fahne weht eine Kanadische und eine Amerikanische. Was es damit auf sich hat, frage ich neugierig. „Es ist unser Tor zur Welt. Wir haben Freunde in Kanada und auch zu Amerika eine besondere Beziehung. So sind unsere Freunde quasi immer bei uns – und wir bei ihnen. Und das ist auch unser Ausgleich – unsere Reisen dorthin sind uns genauso wichtig wie unsere Gäste hier.“

Die exponierte Lage des Waldhauses direkt am Ufer der Breitach kann allerdings bei extremen Wettersituationen schon auch mal zu Problemen führen, sei es mit dem Thema Hochwasser, sei es mit viel Schnee und Schneebruch und tagelangem Stromausfall. Sandra sagt mir dazu, dass man an solchen Problemen immer wieder wächst, aber Respekt gegenüber der Natur einfach dazu gehört, denn diese ist nicht nur wertvoller Partner, sondern kann ggf. schon auch mal mächtiger Gegner sein. Vor allem im Winter, wenn es neben dem Gastronomiebetrieb auch noch die Winterwanderwege zu räumen gilt, ist dem Gastronomenpaar der sprichwörtliche Nine-to-five-Arbeitstag mehr als fremd.

Als ich am Ende unseres Gespräches die Frage stelle: „Was wünscht ihr euch von euren Gästen?“, erhalte ich ohne viel Überlegen eine einzige Antwort: „Da sind wir ganz bescheiden. Ein Grüß Gott oder Hallo, ein Bitte und ein Danke und vielleicht auch mal ein Entschuldigung – und ein Lächeln, das ist alles, was wir uns wünschen.“

Fazit dieses Besuches bleibt für mich: Das Waldhaus mit seinen herzlichen Betreibern als Einkehrziel nach dem Besuch der Breitachklamm ist immer einen Stopp wert. Oder man steigt am Fuchsloch zum Beispiel nach der Osterbergrunde noch mal zur Breitach ab und macht den kleinen, aber lohnenswerten Umweg. Der „Hausmeister mit Kocherfahrung“, wie er sich selbst gern nennt, wird bestens für Ihr leibliches Wohl sorgen und Chefin Sandra wird Ihnen mit ihren Mitarbeiterinnen auf besonders herzliche Art nahezu jeden Wunsch erfüllen. Und beide freuen sich auch über ein Lächeln zurück und ein Dankeschön.

 

Das Waldhaus – die Einkehr mit Herz am Ufer der Breitach – immer einen Besuch wert.

Liebe Sandra, lieber Peter. Ich danke Euch herzlich für das angenehme Gespräch und wünsche Euch immer nur zufriedene Gäste. Wir sehen uns auf jeden Fall wieder.

http://www.waldhaus-riezlern.at/

Öffnungszeiten:

täglich 10:00 – 17:00 Uhr, warme Küche 11:30 Uhr – 15:00 Uhr, donnerstags Ruhetag