3 Tage Urlaub im Oktober – was liegt da näher, als wieder einmal einen Kurzaufenthalt im Kleinwalsertal zu verbringen. „Richte Dich auf den Winter ein,“ so lautete der Rat eines einheimischen Freundes, den er mir mit auf den Weg gegeben hatte. Wie Recht er behalten sollte, zeigt sich bereits am ersten Abend. Als ich kurz vor Mitternacht noch einmal auf meinen Balkon hinausgehe, um das geliebte Riezler Nachtpanorama zu genießen, zeigen sich die ersten großen weißen Flocken. Am nächsten Morgen ist alles verschneit. Wie so oft bin ich noch am Abend nach Büroschluss losgefahren, diesmal zeigt sich besonders, dass es die richtige Entscheidung war, die mehrstündige Anfahrt noch am Abend auf sich zu nehmen. Morgens ist die Bundesstraße ins Kleinwalsertal dicht – nichts geht mehr. Urlauber, die vor wenigen Tagen noch zum herbstlichen Wandern hier waren, werden jetzt mit Sommerreifen von dem winterlichen Wetterumschwung eiskalt überrascht.
Noch vor 3 Wochen, als ich das letzte Mal hier war, konnte ich spätsommerliche Temperaturen genießen. Jetzt schneit es, was der Himmel hergibt. Am ersten Urlaubstag widme ich mich belustigt dem Bauen des ersten Mini-Schneemannes. Statt der Wanderschuhe kommt nun erst einmal der Schneeschieber zum Einsatz. Fast 48 Stunden später hat der Himmel sein erstes weißes Pulver verschossen. 40 – 50 cm Neuschnee liegen am Morgen des 3. Tages, es ist so viel wie seit langem nicht um diese Zeit, das bestätigen einige Einheimische. Der Tag aber ist ein Tag, der mit strahlend blauem Himmel über frischem Weiß zu allerlei Aktivitäten lockt.
Als begeisterte Hobbyfotografin und –filmerin, die sich seit einiger Zeit bereits mit dem Thema Zeitrafferfilme beschäftigt, die erste Gelegenheit, das theoretisch erworbene Wissen nun in die Praxis umzusetzen. Was liegt also näher, als den Sonnenaufgang über dem Fellhorngrat im Zeitraffer auf Film zu bannen?
Am Nachmittag, als die Sonne hoch steht und noch einmal zeigt, was sie immer noch kann, hält mich nichts mehr. Schnell sind die Wanderschuhe geschnürt, mein Drang nach Bewegung duldet nun keinen Aufschub mehr. Ruhig ist es inzwischen geworden im Kleinwalsertal, viele Hotels und Restaurants befinden sich bereits in der Saisonruhe. Die wenigen Menschen, die mir auf den mir lieb gewordenen Wegen begegnen, genießen diese Ruhe sicherlich genauso wie ich. Fast immer bin ich allein unterwegs, genieße die Landschaft, die inzwischen völlig verzaubert ist. Die Bäume tragen noch immer buntes Laub, aber auch schwer an dem frisch gefallenen Schnee. Stobend entledigt sich immer mal wieder einer seiner frischen schweren weißen Pracht, als ich mich durch das frische Weiß des Westeggtobels kämpfe. Ich bin froh, dass es mich dabei nicht trifft. Umso mehr genieße ich die Sonne, das bunte Herbstlaub und den frischen Schnee, als ich endlich einen meiner Lieblingsplätze erreiche und dort einige Zeit verweile. Das hat etwas ganz Besonderes, diese Mischung aus Herbst und Winter.
Das war er, der Kleinwalsertaler Wanderherbst. Das Tal bereitet sich nun auf den Winter und den Saisonstart Anfang Dezember vor, die ersten Vorboten hat die Natur bereits geschickt. Wenn ich das nächste Mal ins Tal komme, liegt bestimmt schon genug Schnee, um die Schneeschuhe auszupacken und auf Tour zu gehen. Dass innerhalb kürzester Zeit reichlich Weiß vom Himmel kommen kann, das habe ich in diesen Oktobertagen bereits erlebt. Wandern mit und ohne Schneeschuhe, Skifahren, Rodeln – und zwischendurch zum Apres Ski, für jeden Geschmack ist etwas geboten. Ich freue mich darauf, auch in diesem Winter wieder mit dabei sein zu können. Und Sie?