Von   15. September 2021

Stones Open air am Wildbach

Von Kraft, Magie und Vergänglichkeit der Steine

Läuft man nach dem Besuch der Breitachklamm am Ufer der Breitach weiter nach Riezlern, kommt man nicht daran vorbei – Widerstand zwecklos. Es ist ein tolles Schauspiel, was sich dem Wanderer an einer großen Uferfläche direkt an der Breitach bietet. Erstaunte und bewundernde Ausrufe hört man von denen, die dieses Schauspiel zum ersten Mal erblicken. Spannung und Vorfreude begleitet die, die es schon kennen.

Schon seit vielen Jahren machen sich „Stones“-Fans einen Spaß daraus, hier Steine zu sammeln und zu stapeln – zu Steinmännle, die im Gebirge eigentlich als Wegemarkierungen dienen. Wer hier an dieser Stelle einst damit angefangen hat, ist unmöglich nachzuvollziehen, ebenso wenig, wie lange die große Steinmännlekolonie an diesem Platz schon existiert.

Fakt aber ist, dass die Steine eine ungewöhnliche Magie ausüben – es ist der unweigerliche Drang, selbst mit dem Sammeln und Stapeln zu beginnen. Kaum ein Wanderer schafft es, tatenlos vorbei zu gehen. Schnell wird Hand angelegt, geeignete Flachsteine gesucht und begutachtet, ehe sie (hoffentlich) Halt aufeinander finden. Mir fällt dabei ein altes Kinderlied ein, leicht abgewandelt, aber passend: „Stein auf Stein, Stein auf Stein, das Männle wird bald fertig sein.“ Ohne jegliche Hilfsmittel, nur die Schwerkraft bestimmt, ob es stehen bleiben wird. Selbst innerhalb von Familien entbrennt der unerbittliche Wettbewerb, wer das größte, schönste, komplizierteste Steinmännle auf die Steine – sorry – Beine stellt…

So entsteht im Laufe des Sommers eine ganze Hundertschaft dieser steinigen Gebilde. Große, kleine, dicke, dünne, schmale, breite, auch mal mit Holz oder auf einem Baumstamm als Unterlage. Der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.

Doch mit ihrem Aufbau sind sie auch schon dem Verfall preisgegeben. Niemand weiß, wie lange sein Steinmännle stehen bleibt. Hält es einen Sommer lang – oder vielleicht noch länger? Kommt schon bald ein neues Hochwasser und die Breitach nimmt es wieder mit? Fegt der nächste Sturm es um? Fällt es doch noch der Schwerkraft zum Opfer, kaum dass man ihm den Rücken zugedreht hat? Man weiß es nicht. Denn alles in allem sind es trotz ihrer Schönheit und des „kräftigen Baumaterials“ sehr vergängliche Bauwerke.

Schön anzusehen ist es allemal – und ein Spaß für die ganze Familie. Unser Tipp: Vorbeikommen, anschauen und sich am Gesamtwerk beteiligen – auf das die „Hundertschaft“ noch größer werde und die Kolonie niemals aussterben möge. Und wer weiß, vielleicht findet sich ja beim Steinesammeln auch mal ein ganz besonderes Herzstückchen, was als Erinnerung mit nach Hause darf.

 

Und noch einen Tipp haben wir zum Schluss: Wen nach dem innerfamiliären Wettbewerb um das schönste und größte Steinmännle Durst und Hunger quälen, dem empfehlen wir die Einkehr im Waldhaus an der Breitach – weit ist‘s nämlich nicht von der Stones-Baustelle bis dorthin. Sandy und Peter freuen sich immer über nette Gäste.

http://www.waldhaus-riezlern.at/