Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne …
…obwohl es ja eigentlich gar kein Ende ist.
Aus unserer neuen Reihe „Traditionsbetriebe vorgestellt“ wollen wir heute von einem besonderen Abend erzählen. Den Betrieb muss man nicht erst vorstellen: es geht um den Alpenhof Jäger.
Aber der Reihe nach.
Eines schönen Tages irgendwann im September bekam ich von meiner lieben Heidi die Anfrage, ob ich etwas helfen könne. Ich ließ mir erklären, um was es geht und entwarf innerhalb kürzester Zeit mit überschießender Kreativität die gewünschten Texte. Es ging um ein besonderes Event – und es war sofort klar, dass auch das Team der Kleinwalsertaler Bergwelten da dabei sein wollte, das konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen.
Die erste Anzeige, die einfach nur neugierig machen sollte, titelte mit „Save the Date“, nannte nur Ort und Zeit des Events und schloss mit dem Satz: „Warum? Neugierig bleiben …“. Doch die Neugierde war so groß, dass kurz nach Erscheinen dieser Anzeige bereits fast alle Tische reserviert waren. Am Abend der Veranstaltung erzählten mir Gäste: „Wir wussten zwar nicht, um was es geht, aber wir wollten unbedingt dabei sein – und deshalb haben wir gleich geschrieben und reserviert.“
Mit der zweiten Anzeige zwei Wochen später waren dann endgültig alle Plätze belegt – ausverkauftes Haus und riesengroße Freude.
Am letzten Oktoberwochenende schließlich war es soweit. Im Alpenhof Jäger gab es etwas zu feiern. Genauer gesagt waren es gleich 2 Anlässe:
2020 hatte das Hotel sein 25-jähriges Betriebsjubiläum begangen. Die Party dazu musste leider aus bekannten Gründen damals ausfallen. Dieses Jubiläum sollte nun noch gebührend begangen werden. Der 2. Anlass war die zum 01.01.2022 geplante Übergabe des Hotelbetriebes an Florian und Heidi Jäger. Ein silbernes Jubiläum und der Generationswechsel im Chefsessel – das waren natürlich 2 ganz gewichtige Gründe zum Feiern – Nach- und Vorfeiern in Einem.
Als ich schließlich am Vormittag des 30.10.2021 aus privatem Grund bei den Jägers aufschlage, platze ich mitten in die Vorbereitungen – und bin für kurze Zeit live dabei, wie Restaurant, Wintergarten und Humbachstube liebevoll und mit ganz viel Hingabe für den Abend hergerichtet werden. Auch aus der Küche klingt Gelächter und beim Blick in dieselbe bietet sich mir das sprichwörtliche „Bild für die Götter“. Die Herren der Küche sind am Vormittag nämlich schon fleißig dabei, das Dessert für den Abend vorzubereiten. Es soll Mango geben, also müssen Massen von Mango geschält und geschnippelt werden. Die Jungs haben sich dabei dekoriert und stehen mit den Netzen, in der jede Mango verpackt ist, als Stirnband auf den Kopf gezogen in der Küche. Spaß bei der Arbeit – so ist es richtig. Es gibt auch ein Foto davon, aber das bleibt unter Verschluss. Mag sich jeder in seiner Phantasie ausmalen, wie das wohl ausgesehen haben mag. Ich verrate nur so viel: Es war zum „Piepen“…
Während des bei schönem Wetter intensiv genutzten Nachmittag wächst die Vorfreude auf den Abend. Als wir schließlich am Abend im Hotel eintreffen, ist das Haus schon voll – Halleluja – ausverkauft!!! Einlass gibt es erst, nachdem Seniorchefin Inge Jäger im Rahmen der geltenden Vorschriften die Coronakontrollen erledigt hat. Dann müssen dem Anlass entsprechend zunächst die Geschenke an den Mann bzw. die Frau gebracht werden, bevor wir uns in aller Ruhe beim Sektempfang dem ersten Schluck Sekt widmen und mit der künftigen Chefin Heidi anstoßen. Schließlich nehmen wir unsere Plätze im Herrgottswinkel der Humbachstube ein. Wir sitzen gern in dem Eckchen. Während ich am Vormittag schon einen Blick auf das Menü werfen durfte, schnappt sich mein Team erst mal die Menükarte, denn verraten hatte ich natürlich nichts.
Das Amuse Gueule, den „Gruß aus der Küche“, gibt’s diesmal direkt in der Küche, was Erinnerungen wach werden lässt an zahlreiche Küchenschlachten („Tag der offenen Küchentür“), die wir schon bei und mit den Jägers erleben durften. Und schließlich wird das aus 6 Gängen bestehende kulinarische Feuerwerk des Jubiläumsmenüs gezündet. Ganz gleich, ob bei Milchkalb und Thunfisch, Ochsenschwanzessenz und gebratener Entenleber, Kabeljau, hausgemachten Spagettini, dem Rehnüsschen oder am Schluss dem Feinen von der Mango, jeder Gang für sich schmeichelt dem Gaumen und man ist mehr als einmal versucht, sich zum Topfausschlecken in der Küche zu melden. Die Bilder können den Geschmack natürlich nicht wiedergeben, aber einen kleinen Eindruck gewinnt man schon.
Begleitet wird das Menü von den sehr guten Weinen der Familie Artner aus dem Carnuntum – präsentiert von Johann Artner – und Familie Triebaumer aus Rust am Neusiedlersee, passend abgestimmt. Wir freuen uns auch, in Sachen Weinbegleitung ein bekanntes Gesicht wiederzusehen. Zur Unterstützung ist eigens Nicola Vulai von Amann Summer Rieder Weine aus Vorarlberg angereist, den wir vor einigen Jahren beim Wildererabend schon kennengelernt haben.
So ein Abend besteht allerdings nicht nur aus Essen und Trinken. Viele interessante Gespräche finden statt. Zu fortgeschrittener Stunde erscheinen dann auch die beiden Chefs bei den Gästen. „Es hat geheißen, ich soll jetzt hier ne Rede reden.“ Aber beiden merkt man an, dass sie lieber kochen als reden. Große Worte sind einfach nicht ihr Ding. Florian, der auf Socken ohne Schuhe daherkommt, interessiert sich natürlich mehr dafür, ob es seinen Gästen geschmeckt hat, statt viele Worte zu machen. Martin, dem Seniorchef, fällt es nicht geschüttelt, aber dafür umso mehr gerührt sehr schwer, die richtigen Worte zu finden, auch diese Ansprache fällt kurz aus, geht dafür aber sehr unter die Haut.
Und mir selbst geht neben allem Genuss schon den ganzen Abend dieser Blog durch den Kopf. Ideen entstehen ganz ohne Zutun, vor meinem geistigen Auge wächst der Text. Ich durchlaufe stehenden Fußes neben dem kulinarischen Genusserlebnis mehrere Phasen meines ganz persönlichen kreativen Chaos – aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte, die ich vor längerer Zeit schon erzählt habe.
Als Fazit bleibt:
Die Küchencrew um Martin und Florian Jäger mit Silvia, Barbara, Christian und Tomás haben ihre Wunderkiste geöffnet und wieder mal gezaubert.
Heidi Jägers Serviceteam mit Sam, Steffi, Fabienne und Michele kümmerten sich zauberhaft um die Gäste im voll belegten Haus. Mein spezieller Dank geht hier neben Heidi auch an Sam, der hauptsächlich den Service an unserem Tisch übernahm.
Im persönlichen Gespräch mit Martin Jäger war deutlich zu merken, wie schwer ihm die Aussicht auf den Ruhestand fällt. Da glänzte schon die eine oder andere Träne im Augenwinkel, auch wenn man(n) das natürlich nicht zeigen mag. Es ist nur allzu menschlich.
Lieber Martin, liebe Inge Jäger. Genießt die Zeit, die jetzt kommt. Genießt den Luxus, Zeit zu haben. Zeit für ein gutes Buch, Zeit für die Berge oder das Training für den nächsten Marathon – Zeit einfach dafür, auch die Hobbys zu leben. Zeit zu haben ist und bleibt Luxus. Und ich bin sicher, ihr werdet noch gebraucht und immer wieder auch im Hotel- oder Küchenbetrieb zu finden sein, wenn Not am Mann ist, denn Heidi und Florian können immer mit euch rechnen.
Liebe Heidi, lieber Florian. Euch beiden wünschen wir von ganzem Herzen alles Gute für den neuen Lebensabschnitt mit der Übergabe des Staffelstabes und der Übernahme des Hotels. Wir wünschen euch immer ein glückliches Händchen bei allen Entscheidungen und nur zufriedene Gäste. Auf die nächsten erfolgreichen 25 Jahre – ihr packt das und werdet tolle Chefs sein. Und auf Hilfe und Unterstützung der Senior-Jägers könnt ihr nach wie vor zählen.
Es war ein wundervoller Abend – des Anlasses würdig. Vielen Dank für alles und viel Erfolg bei allem, was ihr in Zukunft anpackt – ganz egal, ob in der Hotelleitung oder im (Un-)Ruhestand, denn: es ist niemals ganz zu Ende, ein Ende wird immer auch ein Anfang sein…