Kanzelwand – die Zweite:
Abstieg über die Kuhgehrenspitze
Ich benutze wieder einmal die Kanzelwandbahn als schnelle und angenehme Aufstiegshilfe auf 1.949 m. Diesmal verlasse ich die Kanzelwand allerdings nicht in Richtung Fellhorn wie gestern, sondern in die andere Richtung. Die 1.910 m hohe Kuhgehrenspitze ist mein Ziel. Also rechts herum, am Adlerhorst vorbei und auf den Kuhgehrensattel.
Zunächst muss ich mir meinen Weg frei kämpfen. Ella, eine glückliche Alpkuh der Rasse Braunvieh, behauptet ihr Revier, steht quer über dem Weg und stillt seelenruhig am Hang ihren Hunger. Auf meine Ansprache reagiert sie überhaupt nicht, sie ist schließlich diejenige, die hier zu Hause ist. So geht es schließlich erst nach einer ausgiebigen Streicheleinheit, einem Klaps auf das Hinterteil und einem energischen „Muuuuh“ als Protest weiter. Sie hat sich dann wohl doch überlegt, dem lästigen Menschen den Weg frei zu geben.
Der Pfad bleibt bei der Sattelquerung schmal, ist aber gut begehbar und verzaubert einmal mehr mit einer tollen Blütenpracht. Türkenbundlilien am Wegesrand fesseln meine Aufmerksamkeit. Schließlich erklimme ich über Rasenflächen die Kuhgehrenspitze. Während ich das Gipfelkreuz in den Armen halte (die Umarmung eines jeden erreichten Gipfelkreuzes gehört für mich wie bereits gesagt wie ein Ritual immer wieder dazu), könnte ich jodeln wie Hubert von Goisern, wenn ich es denn könnte. Ich genieße den fantastischen Blick in die Tiefe auf Hirschegg, verweile ein wenig und lasse Stille und Natur auf mich wirken. Und wie ich da so sitze, still und alleine mit mir und der Landschaft am Gipfelkreuz, durchfließt mich wieder einmal dieses besondere Glücksgefühl, mein Kleinwalsertal-Glück!
Wieder abgestiegen vom höchsten Punkt, mache ich mich über sattgrüne Wiesen auf den Weg zur 1.673 m hoch gelegenen Inneren Kuhgehrenalpe. Nach der Einkehr laufe ich weiter zur Inneren Wiesalpe. Durch bewaldetes Gebiet geht es oft über dicke Wurzeln rund 400 Höhenmeter abwärts durch das Wildental. Von der Wiesalpe geht es auf bequemem Wanderweg ins Höfle und weiter in den Talgrund an die Breitach. Dieser folge ich eine ganze Zeit in ihrer natürlichen Fließrichtung und gelange so schließlich über die Ortsteile Tobel und Dürenboden direkt nach Hirschegg.
Für diese Wanderung habe ich inklusive ausführlicher Foto- und Filmstopps etwa 3 Stunden gebraucht – eine angenehme Halbtagestour.
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