Im Bärgunttal – zu Gast im Winterwundertraumland
Vor ein paar Tagen habe ich meine Höhenwegswanderung in Mittelberg beendet, jetzt steige ich dort wieder ein. Auf dem unteren Höhenweg dem Erlenboden entgegen und weiter über den Alpenwald nach Baad, das ist heute mein Vorhaben.
Die Bäume tragen heute schwer an den vom Reif bedeckten Ästen, der Nebel spielt mit der Stimmung und feine Eiskristalle bilden sich auf meinen Stöcken, die ich wie immer dabei habe. Tief eingeschneite Hüttendächer ragen aus dem Schnee hervor, ich staune, wie sie mit der doppelten Last, die sie zu tragen haben, fertig werden.
Der Alpenwald kommt einmal mehr mystisch daher. Nach einer Sage aus dem Jahr 1634 wohnte hier einst ein „böser fahrender Schüler“, der in die Zukunft blicken konnte. Seine letzten Vorhersagen über Lawinen- und Brandunglücke haben sich tragischer Weise wirklich ereignet. Dieser „fahrende Schüler“ soll sich im Alter zu einem frommen Mann gewandelt haben.
Über das letzte Stück Baader Höhenweg gelange ich wieder nach Baad. Der sonst so quirlige Weiler kommt nun ruhiger daher, wie im Dornröschenschlaf, nur nicht in Rosen gebettet, sondern im zarten Weiß des Winters eingehüllt. Und weil ich noch Lust auf eine weitere Wanderung habe, entscheide ich mich für das Bärgunttal.
„Erkenne dich selbst“ ist das Motto dieser aktivierenden Halbtageswanderung von etwa 5 km Länge, für die man gemütlich höchstens 2 Stunden braucht – oder eben länger, wenn man das Winterwundertraumland intensiv in sich aufnehmen will, so wie ich das getan habe.
Es fällt mir schwer, die Eindrücke zu beschreiben, mir fehlen einfach die Worte – diese Winterschönheit muss man mit eigenen Augen sehen.
Der Bärguntbach, der eingeschneit nur noch leise vor sich hin gurgelt, die Steine in seinem Bett, deren weiße Mützen das Bild der Landschaft völlig verändern, bizarre Eisgebilde an den Wegrändern – all das lässt mich immer wieder stehen bleiben. Und irgendwie wächst in mir wieder die Erkenntnis, dass er schön sein kann, der Winter, nein – nicht kann, er IST schön!
In der Bärgunthütte ergattere ich im geheizten Stübchen den letzten freien Platz, um mich zu stärken und von innen und außen aufzuwärmen. Die Stimmung ist fantastisch, fröhliches Lachen dringt durch den Raum, von der Fröhlichkeit lasse ich mich gerne anstecken.
Nach der Stärkung mache ich mich auf den Weiterweg, ich möchte den Rundweg vollenden, den ich so gut aus dem Sommer kenne und der mir jetzt sein anderes Gesicht zeigt. Die Widdersteinhütte liegt tief eingeschneit in Winterruhe und der Blick nach oben zum Gipfel des Widdersteins zeigt, dass auch seine Majestät im dicken Winterkleid die wohlverdiente Ruhe hält. Diese Ruhe ist wohl irgendwie ansteckend, auch mich durchströmt jetzt dieses Gefühl, fern von jeder Hektik genieße ich es, durch die winterliche Landschaft zu stapfen und jeden Gedanken an Stress und Hektik von mir zu schieben.
So schön kann Winterurlaub sein!