Von   17. August 2019

Miluh Gelato Naturale

Walser Handwerk für’s Mundwerk – so schmeckt Eis

Ein schöner Tag in den Bergen neigt sich dem Ende entgegen. Auf dem Heimweg laufe ich durch Riezlern. In der Walserstraße werde ich auf ein Werbeschild aufmerksam: „Eis aus eigener Bergbauernmilch – so lecker“. Das ist es, damit gönne ich mir nach diesem Tag noch etwas Gutes für mich. „Grüaßdi“, werde ich von den Ladenbetreibern herzlich begrüßt, „was können wir Dir Gutes tun?“ Ich studiere die Auslage, in der unzählige Eissorten danach verlangen, vernascht zu werden. Die Entscheidung fällt schwer – und während ich mir noch überlege, ob mir nach Vanille, Kiwi, Mango, Heidelbeere oder Schoko ist, kommen wir ins Gespräch. Da die Ladenbesitzer unsere Seite schon kennen, sind sie gerne bereit, uns etwas über sich und die Eisherstellung zu erzählen.

Herr und Frau Miluh, wie sie sich selbst gern auf ihrer Facebook-Seite nennen, das sind Roman Feurstein und seine Partnerin Isabella Fritz. Und es ist die Geschichte eines Walsers, der keine halben Sachen mag, was er tut, tut er ganz oder gar nicht. Man steht staunend dabei, wenn Roman erzählt, wie er als Quereinsteiger zur Eismacherei gekommen ist. Tage- und nächtelang stöberte er im Internet, recherchierte und holte Informationen ein. Er absolvierte die klassischen Kurse, die für das Eismachen nötig sind und ein Praktikum in einer traditionellen italienischen Gelateria im Süden Deutschlands. Schließlich lernte er durch einen glücklichen Zufall Christian Schaberreiter kennen. Der Patissier aus Tirol kam ins Kleinwalsertal und gemeinsam tüftelten sie 2 Tage lang an den Rezepturen. Christian war für Romans Pläne ein echter Gewinn, denn bereits nach diesen 2 Tagen des gemeinsamen Arbeitens war es soweit: das erste Eis konnte ausgeliefert werden.

Miluh ist ein Familienprojekt durch und durch. Während Isabella als kreativer Kopf immer wieder mit neuen Geschmacksideen daherkommt, kümmert sich Roman um den Verkauf und das Beliefern der Kunden. Die Hauptrohstofflieferanten leben bei Familie Feurstein und heißen Fee, Fabienne, Freude, Gusti und Radi, ab Herbst macht Goldi die kleine Herde komplett. Sie alle lassen sich das würzige Walser Gras schmecken und dürfen auch im Winter täglich einmal barfuß in den Schnee – mit integrierter Milchkühlung. Und von ihnen stammt die wichtigste Zutat: Die Milch.

In Zeiten, in denen der Milchpreis ständig auf Talfahrt ist und Roman eigentlich die Landwirtschaft seiner Eltern unterstützen wollte, war der Weg zum Eis ausschließlich aus der eigenen Milch nicht weit, aber arbeitsreich. Im Haus der Familie wurde eine kleine Manufaktur eingerichtet. Neben der Eismaschine, die vor allem Vollmilch verarbeiten kann, steht Romans ganzer Stolz: der Pasteurisator. Bevor jeder einzelne Becher von Hand abgefüllt wird und zum Nachreifen auf direktem Wege in den Schockfroster kommt, wird die Eismasse im Pasteurisator für mehrere Stunden durchgezogen. Das, so war zu erfahren, ist das Geheimnis der Cremigkeit.

Bei der Herstellung ihres leckeren Eises setzen Herr und Frau Miluh voll und ganz auf Natur. Das Eis enthält zu 100 % Naturprodukte aus biozertifizierten Betrieben, Konservierungsmittel oder Geschmacksverstärker sucht man (zum Glück) vergebens. Mit Zucker wird sehr sparsam umgegangen. Auch Eier findet man in den Rezepturen nicht, soviel war bei dem bestens gehüteten Familiengeheimnis zu erfahren. Der kleine Lagerraum hinter dem „Eislabor“ enthält auch nur die besten Zutaten: hochwertigste Vanille, beste Schokolade und Nüsse oder z.B. die besten Pistazien der Welt, die aus Bronte stammen, einem Dorf am Fuße des Ätna. Und so kann es eben auch mal sein, dass es die eine oder andere Eissorte einfach mal nicht gibt, weil die Zutaten eben nicht immer verfügbar sind. Wenn beispielsweise die Pistazienernte zu Ende ist und deshalb keine Vorräte mehr nachgekauft werden können, gibt es diese Eissorte einfach bis zur nächsten Ernte nicht mehr, denn auf billigere Produkte möchte Roman nicht gern zurückgreifen. Und wenn Isabella in ihrer Küche experimentiert, dann entstehen immer wieder neue kreative Sorten, wobei auch schon mal Meister Zufall zu Hilfe kommt beim Experimentieren und Ausprobieren.

Miluh Gelato Naturale gibt es nun seit etwas über einem Jahr. Es war ein Jahr voller Neuerungen, voller Investitionen und voller Arbeit, aber es war ein guter Weg, den das kleine Familienunternehmen eingeschlagen hat. Eismachen ist kein Hexenwerk – es ist durch und durch ein Handwerk. Die Familie ist an ihrer Aufgabe gewachsen und es ist für Roman und Isabella zu einer Lebensaufgabe geworden, wenn sie quasi rund um die Uhr bei der Eisproduktion ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

Der Ruf der selbst hergestellten Eissorten eilt diesem voraus. Schaut man auf die Facebookseite, lassen sich ausnahmslos Worte des Lobes lesen:

W.W.: „Jede Sorte ist etwas ganz Besonderes!! Natürlich, lecker, begeisternd!“

T.M.: „Ich bin kein Eisesser und habe eine Eisdiele fast vor der Tür, aber dieses Eis in Riezlern von Miluh ist so geil dass ich so viel gegessen habe…ich esse eine Kugel im Jahr…bei ihm habe ich in 10 Tagen Urlaub über 20 Kugeln gegessen …Leute zahlt lieber ein bisschen mehr aber diese Qualität kann kein Italiener nicht toppen…hohes Lob… Naturprodukt … einfach 5 Sterne mach weiter so“

M.H.: „Das Eis ist wirklich ganz besonders gut! ? ??… es macht einfach eissüchtig!“

H.W.: „Das Eis ist große Spitzenklasse. Schmeckt super.“

Der Verkauf startete im Juni 2018 zunächst erst mal nur ab Hof bzw. Haustür. Zudem fand man Roman mit seinem Eiswägele auf dem Wochenmarkt. Die erste Gastronomie, die Miluh-Eis verkaufte, war das gut bekannte und allseits beliebte „Uusziit“ von Channy und Michi in Mittelberg. Inzwischen sind einige mehr dazu gekommen, auch das Casino in Riezlern oder das beste Hotel in Oberstdorf hat Miluh-Eis auf seiner Karte, um nur zwei weitere Beispiele zu nennen. Und seit August 2018 wird im kleinen Laden in der Walserstraße 85 das Eis in der Waffel oder auch die beliebten Sorten im Becher für zu Hause verkauft, bei schönem Wetter immer dienstags, donnerstags, freitags und samstags ab 13 Uhr.

Sollte der Laden einmal doch geschlossen sein, habt bitte Verständnis dafür, denn dann kann es sein, dass im Eislabor in der Eggstraße gerade „der Bär steppt“, weil die Eisproduktion auf Hochtouren läuft, aber Isabella und Roman einfach nicht so schnell produzieren können, wie sie verkaufen könnten. Über die Facebook-Seite von Miluh Gelato Naturale erfahrt ihr meistens, ob der Laden geöffnet ist und auf welche Eissorten ihr euch dort freuen könnt. Ach ja – und wenn das Posting in Mundart verkündet, dass der Laden geschlossen bleibt, dann einfach langsam lesen, dann versteht man es schon. Man hat es schließlich mit einem echten Walser zu tun, einem Menschen, der stolz ist auf das, was er geschafft hat und der wirklich viel arbeitet – und dem es auch einmal gegönnt sein muss, dass er nur für sich und seine Familie da ist. Denn eigentlich ist Roman ein Naturbursche, dem die Arbeit auf der Alp schon ziemlich fehlt – und auch sein Hobby, bei dem er eigentlich gern Entspannung sucht, kommt in der letzten Zeit sehr kurz.

Und im Winter? Im Winter werden die beliebten Wintereissorten wie Lebkuchen, Maroni, Zimt, Pflaume, Rosmarin, Vanille Bratapfel usw. produziert und man findet Roman in der Skischule Mittelberg, wo er in der Wintersaison als Skilehrer arbeitet.

Aber jetzt ist erst mal Sommer – ein Sommer mit Eisgenuss. Kommt vorbei im kleinen Laden in der Walserstraße 85 und lasst es euch schmecken, 7 verschiedene Sorten sind immer da. Probiert euch durch so toll klingende Sachen wie Vanille mit Wiibeerle/Walnuss/Apfel, Fiocco mit Birne und Schoko, Weiße Schoki mit Erdbeeren, Kürbiskern-Eis, Guana, Lime, Kiwi, Melone, Kokos, Apfel, Banane/Ingwer Limetten Eis, Mango-Maracuja, Malaga, Vanille, Erdbeere, Schokolade, Joghurt Natur (mit Bödmer Bio Joghurt) – auch mit Mohn und Honig, Schoko Bailey / Schoko Chili oder (das durfte ich selbst probieren und es ist zum „Niederknien“ gut) Salted Caramell.

Oder ihr nehmt euch einfach mal einen 480 ml Becher für zu Hause mit. Die gibt’s das ganze Jahr über zu kaufen und auf dem Becher steht sogar eine Genussanleitung.

Es wird nicht immer alle Sorten geben, das ist abhängig davon, was Roman und Isabella gerade produzieren können. Lasst euch einfach überraschen und dann genießt ein Eis, was diesen Namen noch verdient: Cremig bis zum Geht-nicht-mehr und einfach „gschmackig guat“. Und wenn ihr dann mit einem fröhlichen „Schöös Däägle“ mit eurer Eiswaffel in der Hand im Laden verabschiedet werdet, dann ist das ehrlich gemeint. Hier ist eben von A bis Z einfach alles echt und ehrlich …

Ach ja – und es ist schon so: Ein Eis geht immer – erst recht, wenn es so gut ist wie das Eis von Miluh Gelato Naturale.

Herzlichen Dank an Roman Feurstein für das nette Gespräch und die Zeit, die Du Dir ganz spontan für uns genommen hast, obwohl Du eigentlich an diesem Abend gar keine Zeit mehr hattest. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg mit Deinem Projekt und kommen immer wieder gern auf ein Eis vorbei.