Von   20. September 2015

Wer fliegen will, muss den Mut haben, den Boden zu verlassen.

(Walter Ludin)

Bereits vor 2 Jahren habe ich meine Lieblingsregion bei einem Gleitschirmflug mit den Piloten von Vogelfrei Gleitschirm Tandemflüge aus Oberstdorf vom Nebelhorn aus aus der Luft erkundet. Im letzten Jahr etwas angeschlagen, wollte ich mir dennoch mein erneutes Flugabenteuer nicht nehmen lassen. So hieß es etwas recherchieren, bis ich schließlich auf ein Angebot des Sportflughafens Kempten-Durach stieß. Alpenrundflug, Sportflugzeug? Das war es! Schnell war also Kontakt mit der Flugschule Bergmann aufgenommen und ein Termin reserviert.

Der erste Termin muss verschoben werden, da sich das Wetter launisch zeigt – aber 3 Tage später sollte es endlich soweit sein – es herrschen ideale Bedingungen. So finde ich mich schließlich eines schönen Vormittags in Kempten Durach auf Deutschlands höchstem Verkehrslandeplatz wieder, wo aufgrund des Traumwetters an diesem Tag reger Flugbetrieb herrscht. Die erste spannende Frage stellt sich dann auch gleich: Welche Maschine wird die unsere sein? Wir witzeln, um unsere Nervosität zu verbergen: „Mein Haus, mein Boot, mein Auto“ – das kann jeder, „mein Flugzeug“ ist doch viel spannender.

Schließlich landet ein kleiner Flieger, Passagiere steigen aus und das Flugzeug wird zum Tanken gefahren. Und dann steht sie leibhaftig vor uns. Die kleine Jodel Robin bietet neben dem Piloten 3 Passagieren Platz, da ich dieses Abenteuer nicht allein erleben darf, sondern Freunde mich begleiten, ist jeder Platz besetzt. Wir lernen Gabriel, unseren Piloten, kennen und nehmen voller Erwartung und Vorfreude unsere Plätze ein. Die Maschine rollt langsam zum Startpunkt, dann gibt Gabriel Gas und auf geht es. Ab in die Lüfte – und mir geht in diesem Moment eines durch den Kopf: „Du kannst fliegen, ja – du kannst …“

Es ist möglich, eine Wunschroute anzugeben, auch wir haben davon Gebrauch gemacht. So geht der Flug zunächst nach Oberstdorf. Wie groß der Ort aus der Luft wirkt – das war mir schon bei meinem Gleitschirmflug aufgefallen. Die Schanzenanlagen aus der Luft – was für ein Anblick. Der Freibergsee – hier war ich noch nie.

Und dann geht es endlich taleinwärts. Wo soll man bei solch gigantischen Eindrücken zuerst hinschauen? Während meine Freunde für die traumhaften Fotos sorgen, halte ich mit der Videokamera alles fest. Schon sind wir ein erstes Mal über das Kleinwalsertal hinweg geflogen. Jetzt geht es durch die Berge: Der Widderstein scheint so nah, dass ich seinen Gipfel streicheln könnte. Die Gottesackerwände, das Gottesackerplateau und der Ifen – gewaltig und stolz. Walmendingerhorn, Grünhorn – die vielen Alphütten, auf denen ich so gerne einkehre – sie liegen wie Spielzeuge unter uns. Mit dem Blick von oben wird mir jetzt erst so richtig bewusst, dass ich hier im Laufe der Jahre schon so manchen Bergkilometer und etliche Höhenmeter unter den Füßen hatte – die einmalige Schönheit dieser Landschaft nun auch noch aus der Luft bewundern zu können, setzt all dem die Krone auf. Und ich bin auch ein wenig stolz und mit großer Freude erfüllt, dass ich schon so viel Schönes im Kleinwalsertal durch eigene Kraft erleben durfte. Jetzt genieße ich das alles auch noch aus der Luft.

Wir überfliegen die Lechtaler Alpen, über das Rheintal zur Mündung des Rheins in den Bodensee und schließlich den Bodensee in seiner ganzen Schönheit.

Als der Rhein in den Bodensee fließt, bietet sich ein besonderes Schauspiel. Das kältere Wasser, was der Rhein aus den Gebirgen mitbringt, vermischt sich mit dem wärmeren Wasser des Bodensees und ergibt ein einzigartiges Farbenspiel aus hellem Türkis  und dunklem Blau. Nur von hier oben kann man das in voller Schönheit bewundern. Ich bin beeindruckt.

So langsam wird es nun Zeit für den Rückflug. Aber nicht ohne noch eine große Runde über meinem geliebten Tal. Im Tiefflug – so tief, wie es eben möglich und erlaubt ist – drehen wir noch eine ausführliche Runde über das Kleinwalsertal. Die On-board-Kommunikation in der Maschine steht plötzlich nicht mehr still: „Schau mal da ….., siehst du das, ….. da ist das …., dort wohnt der …“ usw. Am Boden im Tal zurückgebliebene Freunde wissen um meinen Flugtermin und winken uns zu. Ach, ist das schön.

Schließlich müssen wir dann doch abdrehen, unsere Flugzeit neigt sich dem Ende entgegen. Wieder talauswärts, an Oberstdorf vorbei und Kempten entgegen. Wir überfliegen das graue Band der Autobahn A980, drehen ein und noch eine kleine Platzrunde, bis wir unsere Landeerlaubnis bekommen. Nach gut einer Stunde setzen wir wieder auf dem Rasen des Flugplatzes auf – voll mit Eindrücken, die so gewaltig sind, dass man sie mit Worten eigentlich gar nicht beschreiben kann. Da hilft nur noch eins: Selber ausprobieren! Die Flugschule von Michael Bergmann am Flugplatz Kempten-Durach empfiehlt sich als verlässlicher Partner und freut sich auch auf Sie.

Für mich war das wieder mal ein Erlebnis der Extraklasse. Das geliebte Tal von oben, dazu  halb Vorarlberg und der Bodensee, das ist kaum noch zu toppen. Oder vielleicht doch? Eine Heißluftballonfahrt würde jetzt noch fehlen. Ich werde gleich mal das Internet danach fragen.

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