Von   27. September 2015

Verborgene Schätze und wilde Wasser

Der Sonntag macht morgens seinem Namen alle Ehre, sonnig und strahlend blau begrüßt mich mein Kleinwalsertal, als ich die Vorhänge zurück ziehe. Dann aber bewölkt es sich relativ schnell und der Wetterbericht spricht von Gewittern ab Mittag. Was also bleibt mir anderes übrig, als mein Vorhaben, heute den Muttelberggrat in Richtung Ochsenhofer Scharte zu laufen, umzuwerfen? Ein Plan B muss her!

Nun, die Entscheidung ist schnell gefällt. Ich fahre trotzdem mit der Walmendingerhornbahn auf den Berg. Oben angekommen, zeigt sich, dass es richtig war, das eigentlich geplante Vorhaben auf ein späteres Mal zu verschieben, denn der Grat liegt in Wolken und es regnet leicht. Also entscheide ich mich für eine kurze, wenn auch wieder interessante Abstiegsvariante – den Weg über die Walmendingeralpe. Landschaftlich äußerst reizvoll, begleitet von Matten über und über rot blühender Alpenrosen, geht es über Stock und Stein der oberen Walmendingeralpe entgegen. Hier besteht zunächst eine Einkehrmöglichkeit. Ich laufe weiter und erreiche einige Zeit später über den wegen vieler Steine und Wurzeln anspruchsvollen Bergpfad die untere Walmendingeralpe. Ein großer Findling in der Wiese zieht mich magisch an. Ich muss mich setzen und genieße einige Zeit die wundervolle Umgebung, bevor ich dem Pfad, der sich nun durch bunt getupfte Wiesen weiter talwärts schlängelt, erneut folge.

Mein Highlight auf diesem Weg ist ein Blick, den ich „den besonderen Ifenblick“ getauft habe: charakterstark, eindrucksvoll, mondän ist er, aus einer Perspektive, wie man ihn sehr selten zu sehen bekommt.

Die Fotos dazu gibt’s hier:

Galerie

Ich erreiche nach einem wahrlich aussichtsreichen Abstieg die Schwarzwassertalstraße, wo mir eine lustige Gesellschaft in der Pferdekutsche begegnet. Solch eine Kutschfahrt zu buchen, ist z. B. bei Peter Hammerer in Hirschegg-Au möglich. Auch die Tourismusbüros sind Ihnen bei der Buchung sicher gerne behilflich.

Irgendwie kriege ich an diesem Tag einfach nicht genug und verspüre plötzlich die große Lust auf eine schmackhafte Brotzeitplatte in der Melköde.

Einige Zeit folge ich der Straße, bleibe am Klettergarten kurz hängen, um mir anzuschauen, wo die Bergschule ihr „Kletterabenteuer“ beginnt und wo man, bevor man in einen Klettersteig einsteigt, in einem Tageskletterkurs das Klettern vorab schon einmal ausprobieren kann. Noch bevor ich die Auenhütte erreiche, kann ich die Straße verlassen und wieder in die Ruhe der Natur eintauchen, auf dem gemütlichen Spazierweg zur Melköde, einem Quell der Gemütlichkeit, unberührter Landschaft und kulinarischer Alpgenüsse. Satt und zufrieden mache ich mich irgendwann auf den Rückweg.

Zum Abschluss dieses Tages folge ich dann noch dem im Walser Omgang genannten Weg „Lauf des Lebens“. An der Bushaltestelle Schröflesäge verlasse ich die Straße wieder, der ich wieder ein Stück weit gefolgt bin. Der Hinweis auf die Kessellöcher, welche ich schon länger einmal wieder besuchen will, lässt mich abbiegen – und mich erwartet etwas ganz Besonderes. Ob hier wohl ein Startplatz für das legendäre Canyoning-Abenteuer der Bergschule ist? Das muss ich mir anschauen!

Vom wilden Wasser des Gebirgsbaches geschliffene und ausgehöhlte Felsen-landschaften laden Abenteuerlustige dabei unter fachkundiger Anleitung dazu ein, die Natur aus der Wasserperspektive zu erleben – und diejenigen, die lieber trocken bleiben, genießen das Naturschauspiel aus sicherer Entfernung eben trockenen Fußes. Dort wo die wilden Wasser der Kessellöcher in die etwas ruhigeren Gefilde des Schwarzwasserbaches übergehen, habe ich die Wildheit der Natur und den Gesang des Wassers ausgiebig ausgekostet.

Weiter geht es, immer am Schwarzwasserbach entlang, durch das Wäldele und die Au in Richtung Naturbrücke, bis ich schlussendlich auf dieser den Tag ausklingen lasse.

Ich habe es heute ordentlich „krachen“ lassen – selbstverständlich sind alle Abschnitte dieses Tages auch einzeln machbar – mit viel Zeit zum Schauen und Genießen, als gemütliche kleine Spaziergänge.