Von   4. November 2017

Von Jäger(n), Wild und Wilderern

oder

Keine Schonzeit

Zu einem ganz besonderen Abend lud am 03.11.2017 der Alpenhof Jäger ein. Ob es ein Zufall ist, dass der Name an diesem Abend quasi Programm sein sollte, vermag niemand zu sagen. Zum Thema gemacht hatte Familie Jäger das Thema Wild und Wilderer, beim ersten Wildererabend im Alpenhof.

Als prominenten Gast begrüßten die Jägers Sigi Schwärzler, in Vorarlberg auch bekannt als „Ranger Sigi“. Seine Welt sind die Berge und die Herausforderung des Abenteuers. Der Mittsechziger absolvierte Mitte der 1970er Jahre beim Bundesheer die Ausbildung als Ranger und seitdem kennt man ihn in Vorarlberg als „wilden Hund“ und eben „Ranger Sigi“, dem so manche extreme Aktion nachgesagt wird. Was davon Wahrheit und was Übertreibung ist und war, das bleibt sein Geheimnis.

Fakt ist aber, dass Sigi Schwärzler als erfolgreicher Autor im Jahr 2012 das Buch „Keine Schonzeit – Wilderergeschichten in Vorarlberg“ herausgebracht hat – und aus eben diesem Buch unterhält der sympathische Mann aus Dornbirn zum Wildererabend mit so mancher abenteuerlichen Geschichte. Die Begeisterung zum Thema ist spürbar, als er von verwegenen Gestalten mit geschwärzten Gesichtern, mit abenteuerlichen Flinten oder Gewehren, von Flucht, von Verstecken und eben von der Wilderei erzählt. Dennoch bleibt die klare Distanzierung zur Illegalität der Ausführung deutlich spürbar.

Gibt es ihn, den „typischen“ Vorarlberger Wilderer? Offenbar gab es ihn schon – vor vielen Jahren. Auch aus dem Kleinwalsertal sind (wahre) Geschichten zur Wilderei überliefert, z. B. vom Schreiner Wolfgang Köberle aus der Schwende, der aus dem Wunsch heraus, seiner mittellosen Familie etwas Essbares auf den Tisch zu bringen, zum Wilderer wurde und dies am 9. September 1923 am Torkopf, unterhalb der Gottesackerwände, schließlich mit seinem Leben bezahlte. Oder von Orlando Zambelli, der in den Nachkriegsjahren im Bereich Melköde, Schwarzwasserhütte und Ifersgund sein Unwesen trieb.

Eingerahmt wird der Abend durch ein dem Motto entsprechendes hervorragendes 5-gängiges Themenmenü, welches die Jäger-Männer Martin und Florian in ihrer Küche zauberten und welches, wen wundert es, auch im Zeichen Wild stand. Übrigens ist das Kleinwalsertal ja auch GenussRegion: GenussRegion Kleinwalsertaler Wild und Rind nämlich – und damit auch wieder die Brücke der Regionalität hervorragend geschlagen. So konnten die Gäste dieses Abends beim GenussWirt Jäger ein GenussMenü aus der GenussRegion „Kleinwalertaler Wild und Rind“, begleitet von wilden Wilderergeschichten, im wahrsten Sinne des Wortes GENIESSEN.

Die korrespondierenden Weine wurden von Thomas Lehner aus Gols im Burgenland präsentiert (http://thomaslehner.at). Die Weine des jungen Quereinsteigers sind so wie er selbst: ungeschliffen, puristisch, spontan und wild. Thomas Lehner ist verrückt genug, auch mal etwas Ungewöhnliches in den Gläsern auf den Tisch zu bringen. Gemeinsam mit Nicola Vulai von Sophienwald-Glas (http://www.sophienwald.com/de/) präsentieren die beiden jungen Männer ihre filigranen Weine schnörkellos und ehrlich und damit auch ihre eigene Lebenseinstellung.

Schlussendlich lernen wir an diesem Abend noch Fritz Büsch kennen. Er, der viele Jahre mit Leidenschaft der Wilderei nachgegangen ist, erzählt schonungslos offen aus seinem Leben. Was er zu berichten hat, sind die Geschichten, die das Leben schrieb, mit ganz viel Wahrheit und sicherlich auch einem ganz klein wenig Jägerlatein. Wie es wirklich war, weiß nur er selbst.

Uns bleibt zum Schluss noch Danke zu sagen. Danke an alle, die diesen Abend spannend gestalteten, mit Geschichten aus dem Leben und Freude für den Gaumen. Danke an das ganze Team vom Alpenhof Jäger, die den ersten Wildererabend bei ausverkauftem Haus trotz widriger Umstände kurz vor dem Start zu einem erlebnisreichen Abend machten. Danke an Sigi Schwärzler, dem wir mit dem neuen Projekt zum Thema Schmuggel in Vorarlberg alles Gute wünschen. Danke an die „Jungen Wilden“ Thomas Lehner und Nicola Vulai – ihr geht sicher Euren Weg. Und Danke an Fritz Büsch für den Einblick in sein bewegtes Leben.

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