Das „Wunder Wasser“ ist eines der geheimnisvollsten Elemente, denen man im Kleinwalsertal auf unzähligen Wegen folgen kann.
Derrabach, Durabach, Bärguntbach, Gemstelbach, Wildenbach, Schwarzwasserbach, so lauten die klingenden Namen der Gewässer, die das Tal durchziehen und sich letztendlich alle im Hauptfluss, der Breitach, wieder finden. Den Lauf der kleineren Bäche kann man nur dann verfolgen, wenn man in die Seitentäler eintaucht. Die Breitach allerdings lässt sich auf ihrem kompletten Weg durch das Tal zuschauen und man kann sie dabei nahezu ständig begleiten. Auch ich habe das getan, in Etappen immer mal wieder, wenn mir der Sinn nach einer gemütlichen Wanderung stand. So entstand mein ganz persönlicher Weg des Wassers.
Dem Schwarzwasserbach zu folgen gelingt ab der Schwarzwasserhütte auf dem Schwarzwasserbachweg durch das gleichnamige Tal. Ein Highlight und ungekrönter Höhepunkt sind hierbei sicherlich die Kessellöcher und der Naturerlebnispfad Schwarzwasserbach mit seinem großen Wasserfall, über viele Details habe ich in meinen Wanderungen bereits berichtet oder werde es noch tun.
Dem Flusslauf der Breitach kann man ab Baad bis nach Riezlern folgen. Der Hauptfluss des Tales stellt dabei auch die Hauptachse dar und passiert alle drei Orte. Die Wanderung entlang des wilden Gebirgsbaches ist nicht schwer, dafür aber gespickt mit reichlich Sehenswertem und man hat jederzeit die Möglichkeit, auszusteigen und eine Bushaltestelle zu erreichen.
Ich möchte der Breitach aber ein wenig folgen und auch davon erzählen. Von Baad aus geht es über den Vorderboden in Richtung Gemstelboden, dann weiter dem Wildental entgegen, wo die Schafalpköpfe nach unten grüßen und die Höflerbrücke auf den Wanderweg ins Wildental lockt. Bald ist Hirschegg erreicht, an der Leidtobelbrücke grüßt der Heilige Nepomuk und die Leidtobelkapelle lädt zum Verweilen ein. Weiter geht es auf den Burmiweg, wo die Kinder zu Hause sind und wer am Grillplatz den Blick zurück lenkt, wird dem Hirschegger Kirchturm winken können.
Dann ist es nicht mehr weit, bis ich Riezlern erreicht habe und die Breitach verlasse, aber nur, um an ihrem großen Zusammenfluss wieder bei ihr zu sein. Ich wechsle die Seiten und werde nun ein Stück am Schwarzwasserbach laufen. Über die Breitachbrücke an der Walserstraße gelange ich in den Ortsteil Egg und über den Kesselschwand auf die Naturbrücke. Diese 6 m lange natürliche Überspannung aus Erdreich, Fels und Wurzelwerk hilft beim Überqueren des grün schillernden und manchmal recht heftig schäumenden Gebirgsbaches. Das Wasser unterfließt den Körper und verunsichert das Gleichgewichtsgefühl, der Mensch wird dennoch getragen von der Spannung der Natur.
Weiter geht es dann über die Kesselschwandbrücke zum Karolinenweg, wo der Bach wieder einmal in einem Wasserfall über Felsentreppen stürzt. Anschließend führt der Weg gemütlich der Höflebrücke entgegen, über die man ins Mahdtal gelangt. Ich jedoch bleibe auf der rechten Seite und folge dem Lauf des Wassers, welches nun wieder ruhiger fließt. Nur wenn es sich gegen den Widerstand großer Steine oder einer Fallstufe zur Wehr setzen muss, strudelt und sprudelt es und lässt die Gischt schäumen. Manchmal kommt der Gebirgsbach jetzt wild romantisch daher, manchmal leise gurgelnd, aber immer unglaublich schön. Er hat eine magische Wirkung und ungeheure Anziehungskraft.
An der alten Schwendebrücke schließlich vereinigen sich Schwarzwasserbach und Breitach schlussendlich zur Breitach, die sich dann ihren Weg aus dem Tal hinaus in Richtung Deutschland sucht. Allerdings erst, wenn sie die Breitachklamm passiert hat und bis dahin ist der Weg durchaus noch sehr interessant, wenn man nämlich durch den Schwendetobel unter der neuen Schwendebrücke hindurch dem zum Teil aus Holzpfaden bestehenden Weg zum Waldhaus weiter folgt, sich zwischendurch auf den Güütschle (überdimensionale hölzerne Liegestühle) des Omgangsweges „Folge dem Lauf des Lebens“ ausruht, beim Stones-Open-Air selbst ein Steinmänndle baut und schließlich in die Breitachklamm eintaucht, um sich von der Kraft des Wassers einfangen zu lassen.
Die wilden Wasser des Kleinwalsertales haben viele Facetten, die ich inzwischen alle kennen gelernt habe. Je nach Wetterlage sind die Flüsse laut und schnell oder gurgeln gemütlich vor sich hin. Hat es kaum oder nur wenig geregnet, sind Kessellöcher und Naturbrücke fast leer oder auch schon mal völlig ausgetrocknet und liegen still da, nach großem Regen oder während der Schneeschmelze fassen sie kaum das ganze Wasser, was sie bewältigen müssen. Es ist ganz egal, für welche Variante, welchen Abschnitt oder welche Jahreszeit Sie sich entscheiden, um diesen faszinierenden Wasserweg durch das komplette Kleinwalsertal zu besuchen. Ich verspreche Ihnen unvergessliche Eindrücke an Breitach, Schwarzwasserbach und Co.
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