Von   31. März 2024

Bye bye Allgäu-Walser-Card – hello Allgäu-Walser-Pass

Nachdem sowohl in „Kleinwalsertal aktuell“, einer Beilage des Allgäuer Anzeiger vom 09.02.2024, als auch im „Walser“ am 23.02.2024 von einer Veränderung bei der aktuellen Gästekarte noch in diesem Jahr zu lesen war, wollte ich wissen, was dahintersteckt. Deshalb gab es kürzlich einen Gesprächstermin mit Ulrich Hüttenrauch, Geschäftsführer der Oberallgäu Tourismus Service GmbH (OATS), der mir ein wenig Hintergrundwissen vermittelte.

„Never change a running system“ ist eine der wichtigsten Weisheiten der Informatik. Doch ist diese Regel noch zeitgemäß? Darum begann mein Gespräch auch mit dieser Frage. Ein auf dem Markt einzigartiges System, was seit über 20 Jahren reibungslos funktioniert und sich in jeder Hinsicht bewährt hat, deren Angebote zahlreiche Tourismuspreise gewonnen haben – warum baut man das jetzt um? Die Antwort war so einfach wie einleuchtend. Ohne zu tief ins Detail zu gehen, waren hauptsächlich finanzielle Gründe und die weltweite Krise auf dem Halbleitermarkt der Auslöser dafür, dass man gezwungen war, sich nach einer neuen Lösung umzuschauen. Ich reagierte bei den Zahlen, die ich zu hören bekam, nur mit dem Wort „autsch“.

Auslaufmodell Allgäu-Walser-Card

Die neue Lösung wird softwarebasiert sein – die Karte wird zum Pass. Statt der Chipkarte gibt es künftig in einer digitalen Version einen QR-Code in einer App für das Smartphone.

All das, was bisher mit der Allgäu-Walser-Card möglich war, muss nun digital in den QR-Code übertragen werden, der faktisch nur eine Nummer ist. Systeme im Hintergrund werden prüfen, welche Leistungen mit dieser Nummer verknüpft sind. Ein einziger QR-Code für alles? Ja!

Da das Thema sehr komplex ist, schauen wir uns nur die wesentlichen Eckpunkte ein wenig genauer an:

Ein einheitliches Handyticket für den ÖPNV ähnlich dem, was man schon länger bei der Deutschen Bahn kennt, für alle teilnehmenden Tourismusorte, wird die spürbarste Veränderung sein. Das Anschlussticket im Walserbus für Gäste des Kleinwalsertales ab der Walserschanz kann man künftig schnell und unkompliziert bereits im Vorfeld in der App käuflich erwerben – eine direkte Entlastung für die Busfahrer auf der stark frequentierten Hauptlinie 1, die dann nicht mehr mit dem Verkauf der Anschlussfahrscheine aufgehalten werden. Auch das Anreiseticket für Bahnreisende wird bereits digital zur Verfügung stehen, das zeit- und kostenaufwändige Versenden des Anreisetickets durch die Gastgeber per Post im Vorfeld wird nicht mehr nötig sein.

Der Gast kann schon vor Anreise von zu Hause aus alle wichtigen Formalitäten erledigen. Dies wiederum entlastet das Personal der Hotel-Rezeptionen an Anreisetagen – und auch die Rücknahme der mit einem Pfand belegten Chipkarten wird künftig entfallen. Ebenso sind alle Zusatzleistungen bereits vor Anreise buchbar und in der App hinterlegt, das Drehkreuz bei den Bergbahnen wird sich also auch weiterhin bei Gästen mit „Bergbahn inklusive“ problemlos öffnen.

Nur beim Skifahren wird das Handling einer App kompliziert werden. Doch auch daran ist gedacht. Da alle Chipkarten mit einem Skidata-Chip ausgerüstet sind, welcher bei den Bergbahnen weiterhin ausgelesen wird, wird die „alte“ Karte weiter als Datenträger für den Skipass genutzt werden können und kann digital mit der App gekoppelt werden.

Nun gibt es aber auch Menschen, die trotz der fortschreitenden Digitalisierung kein Smartphone besitzen. Glaubt ihr nicht? Doch – das gibt es. Selbst in meinem verwandtschaftlichen Umfeld gibt es Menschen, die sich dem konsequent erfolgreich verweigern. Was also ist mit Gästen, die diese neue digitale Lösung nicht nutzen können oder wollen, z. B. weil man im Urlaub auch mal Urlaub vom Handy machen möchte? Oder wenn ein in die Jahre gekommener Smartphone-Akku im Laufe des Tages aussteigt, weil man zu viele Fotos gemacht und an die Lieben daheim verschickt hat? Dann greift der eingebaute Sicherheitsgurt des Systems: die Möglichkeit, den QR-Code auf Papier auszudrucken. Dieser sollte dann natürlich pfleglich behandelt werden. Am besten ist er in einer Schutzhülle (Klarsichtfolie etc.) aufbewahrt und konsequent vor Knicken oder Knittern geschützt, denn ein nicht mehr lesbarer Code dürfte bei Kontrollen als nicht vorhandener Code ausgelegt werden.

Bis es im November 2024 kurz vor dem Start in die Wintersaison 2024/25 soweit ist und das neue System des Allgäu-Walser-Pass als App für das Smartphone mit einem harten Schnitt in den Echtbetrieb geht (wovon übrigens nicht nur die klassische Gästekarte betroffen ist, sondern auch alle anderen im Umlauf befindlichen Karten wie Jahreskarten der Zweitwohnungsbesitzer oder Bürgerkarten der Einheimischen), haben die 6 Mitarbeiter um Ulli Hüttenrauch noch jede Menge Arbeit. Ich werde versuchen, diesen Prozess ein Stück weit zu begleiten und – wenn es sich ergibt – evtl. zum Start noch einmal dazu berichten. Sobald die neue Allgäu-Walser-Pass-App in den Appstores verfügbar ist, werde ich euch das natürlich wissen lassen.

Geben wir dem Allgäu-Walser-Pass mit den neuen Möglichkeiten die Chance, das Laufen zu lernen und zu wachsen, damit dieser ein genauso zuverlässiger Begleiter wird wie die bewährte alte Gästekarte. Es bleibt zu hoffen, dass die App denselben Mehrwert erreicht wie die gute alte Allgäu-Walser-Card – und noch ein gutes Stück darüber hinaus.

Ich danke ganz herzlich Geschäftsführer Ulli Hüttenrauch von der Oberallgäu Tourismus Service GmbH. Danke, dass Sie mitten im Umzug des Büros in die neuen Räumlichkeiten und mit jeder Menge Arbeit einen Weg und die Zeit für ein Gespräch gefunden haben. Herzlichen Dank für die Fülle an überaus interessanten und aufschlussreichen Informationen. Möge Ihre Arbeit gute Früchte tragen.